Wie können wir sinnvoll gegen die DateNSAmmelwut von Geheimdiensten und Unternehmen vorgehen? Ist es möglich, diese gemeinschädliche Rechtsbeschädigung durch Gesetze zu regeln, zu kontrollieren und damit effektiv abzuschaffen? Ich glaube das eher nicht...
Viele Leute - darunter auch viele der sogenannten "Digital Natives" - beginnen erst seit der Veröffentlichung der Snowden-Dokumente an die totalitäre Überwachung des Internets zu glauben; vorher war das einfach nur die Spinnerei von Verschwörungstheoretikern. Daraus wird aber vielerorts der falsche Schluss gezogen, dass diese Datensammelwut und Überwachung der Kommunikation eine eher neuzeitliche Erfindung ist; das früher alles besser war und durch gesetzliche Regelung alles wieder so werden soll wie damals.
Eine solche Einstellung verkennt die historische Realität: die Gelüste, die Kommunikation anderer zu seinem eigenen Vorteil (wie immer das auch definiert wird) zu überwachen, sind so alt wie die Fern-Kommunikation an sich - also verdammt alt. Ein Beispiel dafür? Schon Mitte des 16. Jahrhunderts kaufte ein gewisser Taxis das Amt des Generalpostmeister von Kaiser Karl V, um diesem die Hurerei und Völlerei zu finanzieren. Als erste Amtshandlung richtete er die "Schwarzen Kammern" ein, um Briefe während der Beförderung zu öffen und zu lesen. Diesen Informationsvorteil wusste er gewinnbringend zu nutzen und legte so die Grundlage für die Dynastie der Thurn und Taxis, die bis heute andauert.
Wirklich neu ist nur, dass der technologische Fortschritt den "Take All"-Ansatz (die Vollüberwachung und -Speicherung) heute möglich gemacht hat:
Zum einen kommunizieren wir heute zu einem grossen Teil über elektronische Wege, die viel einfacher abzuschnorcheln sind als damals die Briefe in den Schwarzen Kammern. Diese Einfachheit liegt oft auch darin begründet, dass die Protokolle des Internets, die wir jetzt zu Beginn des 21ten Jahrhunderts benutzten, zu einem grossen Teil schon in den 60er Jahren des letzten Jahrtausends von bekifften Hippies an kalifornischen Universitäten entwicklet wurde, die "Sicherheit" bestenfalls als "Safety" begriffen haben, aber nur ganz selten als "Security".
Zum anderen ist die Speicherung von Massendaten so billig wie nie zuvor. Heute baut die NSA in Utah einen Datenspeicher, der geschätzt ein Yottabyte umfasst - das sind ein Tera mal ein Terabyte. Mitte der 80er Jahre habe ich eine 80MB-Fetsplatte für 3000 DM gekauft; ein Yottabyte hätte damals deshalb so etwa 35 Billionen Mark gekostet - das 40fache des BIP der BRD zu der Zeit. Heute ist ein Yottabyte für die USA unglaublich viel günstiger; billig geradezu im Vergleich zur imperialistischen Fremdbespassung anderer Länder mittels Bomben, Soldaten und Drohnen.
Wenn wir wirklich dieser Überwachung etwas entgegen setzen wollen, sollten wir unsere begrenzte Kraft und Aufmerksamkeit nicht auf Gesetzesaktivitäten verschwenden - das hat die letzten Jahrhunderte schon nicht funktioniert. Statt dessen bleibt uns nur der Weg, den Datenkraken mittels Technik den Weg zu unseren Daten zu versperren. Das erfordert zum einen, dasss jeder von uns gewillt ist, sein Online-Verhalten zu ändern und anfängliche Unbequemlichkeiten beim Erlernen von digitaler Selbstverteidigung in Kauf zu nehmen. Zum anderen müssen wir die Protokolle im Internet, die unrettbar kaputt sind (wie zum Beispiel EMail), durch neue Varianten ersetzen; diese zu erforschen, zu testen und zu verbreiten erscheint mir sehr viel sinnvoller als der Versuch einer gesetzlichen Regelung von Überwachung.
Wer sich hier einbringen kann, findet mit dem Projekt YouBrokeTheInternet einen guten Einstiegspunkt...